Kennt ihr schon die Osteopathie für Babys und Kleinkinder? Mit gezielten Handgriffen spürt der Osteopath oder die Osteopathin bei euren den kleinen Patienten Störungen und Blockaden auf und korrigiert diese. Die Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers werden mobilisiert. So lassen sich beispielsweise Schlaf- und Verdauungsbeschwerden behandeln. Auch Schreibabys finden über die sanfte Therapieform häufig zu mehr Ruhe, Gelassenheit und Entspannung.
Besuch beim Osteopathen Ali
Wir haben mit dem Osteopathen Ali gesprochen. Er ist überzeugt, dass eine osteopathische Anamnese in jede Vorsorgeuntersuchung gehören sollte. Mit der behutsamen und nebenwirkungsfreien Therapie können viele funktionelle Störungen gelindert werden – noch bevor es zu wirklichen Beschwerden oder chronischen Erkrankungen kommt.
Auch wenn die Osteopathie bis dato keine anerkannte Therapieform ist, wissen immer mehr Ärzte und Ärztinnen und die Medizin um das höchst komplexe Zusammenspiel von Organen, Knochen, Gewebe und Gelenken im menschlichen Organismus. Darum bezuschussen auch immer mehr gesetzliche Krankenkassen die osteopathische Behandlung. Wie Osteopathie bei Babys und auch bei älteren Kindern funktioniert, lest ihr hier.
Hallo Ali, schön, dass du dir Zeit genommen hast. Du bist Osteopath für Babys und Kleinkinder, richtig?
Fast (lacht), etwa 60 Prozent meiner Patienten sind junge Eltern mit ihren Babys. Ich behandle in meiner Praxis Säuglinge, Babys, Kleinkinder, Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Im Sinne der Ganzheitlichkeit möchte ich mich nicht auf einen Personenkreis beschränken. Ein Baby hat denselben Organismus – nur eben in miniklein. Was bei Säuglingen zählt, ist die jeweilige Entwicklungsstufe, in der sich das Baby befindet.
Wie bist du zur Osteopathie gekommen?
Das ist eine interessante Geschichte, denn ich habe davor viele Jahre als Physiotherapeut gearbeitet. Dabei bemerkte ich, dass ich als Therapeut eigentlich nicht viel ausrichten konnte. Die Patienten kamen in der Regel für die 20 Minuten, die ihnen der Arzt verschrieben hatte. Viele Patienten kamen immer und immer wieder zu mir, um ihre Schmerzen zu lindern. Die eigentliche Ursache ihrer Beschwerden wurde dabei nicht behandelt. Wie denn auch in so kurzer Zeit und ohne wirkliche Anamnese? Das hat mich ganz schön frustriert. Also habe ich mich über sechs Jahre lang berufsbegleitend zum Osteopathen ausbilden lassen. Heute bin ich Mitglied im VOD, im Verband der Osteopathen in Deutschland und freue mich, dass es mir endlich möglich ist, den Menschen wirklich zu helfen.
Wow, das ist wirklich eine bewegende Story. Bei welchen Beschwerden kann die Osteopathie für Babys und Kleinkinder denn hilfreich sein?
Die Osteopathie kann bei funktionellen Störungen und Beschwerden helfen. Trotzdem ist das eine spannende Frage, denn Säuglinge und Babys haben ja nicht viele Möglichkeiten, sich ihrer Welt mitzuteilen. Manche Babys überstrecken sich häufig, bewegen sich sehr einseitig oder lassen sich einfach nicht gerne ablegen. Das sind jetzt erst mal keine wirklichen Beschwerden, können aber Anzeichen dafür sein, dass etwas aus dem Lot geraten ist. Unruhe und Weinen sind die Indikatoren, die da meist schneller erkannt werden. Der Vorteil bei der osteopathischen Behandlung von Babys und Kleinkindern ist, dass die Therapie in der Regel sehr viel kürzer ist als bei den Erwachsenen. Logisch, denn der Verlauf ist ja auch meist ein sehr kurzer.
Woraus können den Blockaden oder funktionelle Störungen beim Baby resultieren?
Da kommen verschiedene Aspekte in Frage. Überlegen wir mal, wie das ist, wenn das Baby in der Gebärmutter liegt. Irgendwann wird es größer und größer. Der Raum wird aber immer enger. Das kann dazu führen, dass das Kleine in Mamas Bauch ungünstig liegt und bestimmte Körperpartien einfach nicht genügend Platz haben. Bei der Geburt ist es so, dass das Köpfchen, die Schultern und das Becken durch eine sehr kleine Öffnung hindurchmüssen. Natürlich muss der Arzt da mithelfen und zum Beispiel auch mal am Kopf oder den Schultern ziehen. Beim Kaiserschnitt wird das Baby direkt aus dem Bauch herausgenommen. Der natürliche Geburtsvorgang, bei dem zum Beispiel auch das Atemzentrum optimal stimuliert wird, fehlt hier komplett. So kommen viele Möglichkeiten und Faktoren in Frage, die bei einer osteopathischen Behandlung abgeklärt und korrigiert werden können.
Früher sind Eltern mit ihren Babys auch nicht zum Osteopathen gegangen. Warum ist das heute anders?
Früher war die Medizin noch nicht so weit oder hat viele Aspekte während der Schwangerschaft und bei der Geburt ignoriert. Da hieß es dann häufig: „Ach, sie haben halt ein Schreikind!“ oder „Och, das verwächst sich schon mit der Zeit.“ Mit dem Wissen und den Therapieformen von heute lassen sich viele Beschwerden und Zivilisationskrankheiten, wie zum Beispiel Allergien, Übergewicht und Rückenbeschwerden, schon im Babyalter vorbeugen. Als Physiotherapeut konnte ich Patienten früher nur nachträglich behandeln, das heißt, wenn ihre Beschwerden schon fortgeschritten waren. Heute als Osteopath habe ich einen kompletten Werkzeugkoffer und kann ganzheitlich auf den Menschen eingehen. Es lässt sich so Vieles verhindern – vorausgesetzt die Blockaden werden früh genug als solche erkannt und korrigiert.
Das klingt, als ob du eine klare Mission verfolgst. Was motiviert dich genau?
Nun, ich denke, dass in jedem von uns der Drang nach Produktivität schlummert. Am Ende des Tages wollen wir etwas erreicht oder geschaffen haben. Mit der Osteopathie habe ich einen Weg gefunden, Menschen wirklich zu helfen. Über die Körperhaltung sehe ich, ob die Therapie anschlägt. Das ist wortlose Kommunikation, schöner als jedes Kompliment und erfüllt mich mit Dankbarkeit. Darum freue ich mich auch, wenn ich meine Patienten gar nicht oft sehe, denn dann geht es ihnen gut.
Sehr sympathisch. Wo finden dich denn die Eltern, wenn sie mit ihrem Baby zu dir kommen möchten?
Auf meiner Website gibt es jede Menge Informationen. Eltern, die nicht aus der Nähe von Düsseldorf sind, können beim Verband der Osteopathen in Deutschland nach geeigneten Therapeuten suchen.
Maries Tipp
Wir sind große Fans der Osteopathie, denn auch unsere Babymassage ist eine sehr sanfte Behandlung, die nur über die Kraft der Berührung funktioniert. In unseren Massagekurse zeige ich dir gerne, wie du deinem Kleinen wundervolle Entspannungsmomente im aufregenden Familienalltag schenken kannst.Herzlichen Dank, lieber Ali und weiterhin viel Erfolg mit deinem schönen Beruf. Ali lebt mit seiner Frau Christin und seinen beiden Kindern Alia (5) und Baby Sam (18 Monate) in Düsseldorf und kommt uns auch häufig im MABYEN Spa besuchen.